zurück |
Imi Knoebel: Pure Freudeveröffentlicht in Welt, 2004Sich auf dem Pfefferberg-Gelände nicht zu verlaufen, ist ein Kunststück. Die Galerie Akria Ikeda sollte man daher nur besuchen, wenn der freundliche Imbiss-Verkäufer oben im Biergarten garantiert da ist und einem den Weg weist. In einer Durchfahrt gelegen, hinter einer unauffällig-abweisenden Metalltür verborgen, ahnt man noch nichts von den hellen, hohen Räumen, die den Charakter des ehemaligen Heizhauses der Brauerei weit hinter sich gelassen haben. Akira Ikeda ist die dritte Dependance nach Einrichtungen in New York und Suzuka (Japan) mit Künstlern wie Gerhard Richter, Richard Serra, Frank Stella, Rosemarie Trockel und - Sie erinnern sich an den alten Nagelfetischisten - Günther Uecker. Alles in einem also einige der Grandes Artistes der Sechziger Jahre, die nun hinter munter-erratischen Anti-Klängen von Electro-Pop-Konzerten und den begeisterten Scharen junger Leute, die den ganzen Tag über das Pfefferberg-Gelände bevölkern, zur Geltung kommen sollen. Doch kaum hat die freundliche Japanerin die Tür hinter ihm geschlossen, vergißt der Besucher – in plötzliche, überwältigende Stille getaucht - was jenseits des alten Heizhauses gerade alles erprobt, gefeiert, ausgebuht und weggetrunken wird. Rosa, Orange, Weiß, Hellgrün. Mit "Pure Freude" ist Knoebels neue Ausstellung
betitelt. Wer bei diesem Titel meint, der bisweilen naive Farbgebrauch einiger
Sechziger Jahre Künstler wie Helen Frankenthaler oder Morris Louris im Gestus
einer libinidös-kindlichen Farbverschwendung würde hier noch einmal zelebriert
werden, täuscht sich jedoch: Knoebels Arbeiten bestehen aus verschiedenen bunten
Metallmodulen, die eine Art Gitterwerk oder "Rückgrat" bilden, auf denen
wiederum Holzplatten, meist grell bemalt ("schreiend, kreischend, gravitätisch,
festlich und prismatisch", Derek Jarman über Imi Knoebel in "Chroma: Ein Buch
der Farben"), angebracht sind. Stellas dreidimensionale, sich von der Wand
scheinbar auf den Betrachter zubewegende skulpturale Gemälde mögen hier u.a.
Vorlage gewesen sein, dennoch, bei aller sichtbar gemachter Komplexität unter
dem Anlitz des Kunstwerks, bleibt der plane Frontalcharakter des klassischen
Tafelbilds erhalten. Knoebel scheint die Tektonik oder Geologie der
Rahmenbedingungen eines Gemäldes ausgelotet haben zu wollen – die ebenso
nüchterne wie aufwendige technische Konstruktion seiner neuen Werke steht in
eigenartigem Kontrast zur pastösen Farbfreude wie zum Titel der Ausstellung. Das
Prinzip der verschiedenen bunten Schichten, von denen eine – scheinbar zufällig
– dem Betrachter als oberste offengelegt wird, hat Knoebel in einer Arbeit
perfektioniert, die den Besuch dieser Ausstellung zu einem unvergleichlichen
Erlebnis werden läßt: |
zurück |