Erscheinungsort: Website des Prager Literaturhauses / Prazsky literární dum
Manchmal ist es so, dass man weit reisen, in ein anderes Land fahren kann, und die Themen, die einen zuhause beschäftigen, erreichen einen auch schnurstracks am neuen Ort. So ging es mir mit meiner Leidenschaft für Schokolade hier in Prag. In Berlin hatte ich gerade noch eine Süßwarenmesse besucht und mir Gedanken über alle möglichen Novitäten auf dem Sektor Süßwaren gemacht (ich war unter den diesjährigen Juroren gewesen), da erzählte mir Markéta Frank, die sehr nette Leiterin der (rundum empfehlenswerten, einfach wunderbaren) Kita Kids Company Praha: Die Kita, in die dein Söhnchen hier geht, liegt schräg gegenüber der ehemaligen großen Schokoladenfabrik der tschechischen Traditionsmarke Orion. Ich war schwer begeistert. Ich musste wieder an meine Zeit als Studentin in Berlin Neukölln denken, in der manchmal, bei günstiger Wetterlage, der Wind den Geruch der Milka-Schokoladenfabrik (die es leider nicht mehr gibt) zu mir in meine kleine Dachbutze herübertrug. Das waren süße Momente in der ansonsten eher rauen Gegend gewesen.
Ohne diesen Hinweis von Frau Frank hätte ich niemals ahnen können, dass sich dort, wo jetzt gesichtslose Neubauten stehen, einmal die größte tschechische Schokoladenfabrik erstreckt hat. Der Neubaukomplex ist eine Gated Community, teuer, abgesichert, isoliert. Kaum jemand scheint hier zu wohnen, wen wundert’s, eine Dreizimmer-Wohnung kostet 7, 5 Millionen Tschechische Kronen (ca 300.000 Euro). Die Geschäftsräume stehen ebenfalls größtenteils leer, sind mit Werbung überklebt, irgendwo werden „Luxury beds“ verkauft. Menschen sieht man hier ebenfalls kaum, eine totmodernisierte Ecke. Nur der alte Backstein-Schornstein, der wie ein Fremdkörper aus der modernen Anlage ragt, hatte mich ein bisschen irritiert. Und ich hätte niemals verstanden, warum auf einem kleinen Vorplatz eine knapp drei Meter hohe Steinstele mit der eingemeißelten Schrift ORIONKA steht. Das ist nämlich, noch immer, der Name der Bushaltestelle. Wer von den Touristen in der Straßenbahnlinie 10 auf dem Weg zum jüdischen Friedhof, auf dem Franz Kafka und Lenka Reinerova begraben liegen, ahnt, was es mit diesem ORIONKA auf sich hat? Und wer, der in der Ulice Ricanska in die Gaststätte Restaurace ORION einkehrt, versteht, warum man in dieser stillen windschattigen Gegend plötzlich auf das Sternbild des Orion aufmerksam macht? Weiß er, dass diese Gaststätte, die nicht aussieht, als sei sie in den vergangenen dreißig, vierzig Jahren sonderlich renoviert worden – eine kuriose Mischung aus Tittenpostern, Spielautomaten, Spitzenvorhängen und speckiger Holzmöblierung – hauptsächlich die Spelunke für die Arbeiter der Fabrik war? Ein ganzes Viertel, dem sein Herzstück entrissen wurde.
Orion ist für viele Tschechen ein Stück kulinarischer Identität über die politischen Wirrnisse der letzten 100 Jahre hinaus geworden. Ob man in Usti am Bahnhof steht, in Prag oder Ceske Budejowice, ob man Akademiker oder Bauarbeiter ist: In der Jackentasche steckt ein Orion-Riegel, ob es nun der Kokos-Riegel, der Kastanien-Riegel oder der mit Rosinen ist. Der Milka-Riegel, der in den Lebensmittelläden oder Kiosken fast immer im Regal direkt neben der Orion-Auslage liegt, wird lieber links liegen gelassen.
In der Kita Kids Company Praha hängt das Logo von Orion, der vierzackige hellblau-dunkelblaue Stern, ungefähr 20 Mal im Treppenhaus: gemalt mit Tusche von den Kindern. Hier wird von „unserer Schokoladenfabrik“ und „unserer Schokolade“ gesprochen. Die Kita selbst hat auch eine besondere Geschichte: Die Villa, in der die Kita untergebracht ist, wurde von dem berühmten Maler und Bildhauer Jan Štursa in den Zwanziger Jahren erbaut. Štursa lebte in der Villa selbst, gemeinsam mit seiner Frau, der Opernsängerin Božena Durasová. Štursa starb schon 1925, seine Frau lebte bis 1961 in der Villa und vermietete einen Teil der Zimmer. Vor dem zweiten Weltkrieg wohnten zwei jüdische Familien mit in der Villa von Frau Durasová. Das junge Ehepaar Ultmann und die Familie Bondy mit ihren beiden Töchtern wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert. Marta und Leo Ultmann wurden 1943 von Theresienstadt nach Ausschwitz deportiert, wo beide ermordet wurden. Frau Bondy und ihre Töchter haben den Krieg überlebt, Herr Bondy gilt als vermisst. Zurzeit bemühen sich die Kitaleitung, dass vor der Villa Stolpersteine für Frau und Herr Ultmann platziert werden können.
Der 92-jährige Nachbar der Kita aus einer etwas in die Jahre gekommenen Villa schräg gegenüber weiß noch viel über die Geschichten der einzelnen Häuser in der Hradesinska-Straße. Nun hat er seine Erinnerungen und sein Wissen aufgeschrieben und Kopien davon interessierten Nachbarn gegeben. Netterweise gab Frau Frank mir diese Unterlagen. Langsam und mit ihrer Hilfe sowie derer von meinen tschechischen Freunden setzte sich für mich ein Bild zusammen:
Den Vorläufer der Orion-Schokolade gibt es seit 1896, zu Zeiten, als Tschechien ein Teil der Donau-Monarchie war. Die Familie Marsner betrieb ein kleines Geschäft für Konfekt in Prag. Die Marke Orion wurde offiziell am 11. März 1914 als Marke eingeführt. Die wurde schnell populär, bald stammte ein Drittel der tschechischen Schokoladen- und Pralinenproduktion aus dem Hause Orion. Das Design – der vierzackige Stern in zwei Blautönen – wurde von dem Künstler Zdenek Rykr im Jahre 1921 entwickelt. Der vierzackige, spitze Stern prägt bis heute die Marke. Viele der Verpackungen (es gibt zahlreiche Sorten) haben noch ein Original-Design aus den 20er, 30er, oder 50er Jahren. Auf der Packung von KOFILA (Kaffeeschokolade) steht unter dem Namen: „originál od roku 1923“. Was auf dem Riegel abgebildet ist, entspräche in Deutschland dem Sarotti-Mohren. Ein in Pumphosen sitzender Schwarzer mit einem merkwürdigen Turban, der eine überdimensional riesige weiße dampfende Tasse in der Hand hält, offenbar mit heißer Schokolade.
Der heutige einigermaßen aufgeklärte Schokoladenkenner weiß natürlich, dass üblicherweise die Menschen, die auf Kakaoplantagen arbeiten, kaum in den Genuss von leckerem heißen Kakao kommen, sondern nur die Käufer in Europa, USA und anderswo – . Deshalb steige ich selber nach und nach auf Fair Trade-Schokolade um (an dieser Stelle zum Thema Kinderarbeit auf Kakaoplantagen für den interessierten Leser: http://www.evb.ch/p15184.html). Aber zurück zur Historie: Orion hat in den Zwanziger Jahren Gewürze aus der Türkei importiert und eine „orientalische Schokolade“ sowie „orientalische Pralinen“ angeboten. Die Marke galt als experimentierfreudiger Pionier der Branche in Mittel-Osteuropa. Die Schokolade galt von Anfang an als qualitativ hochwertig. Neben Opavia (1840 von dem Waffelbäcker Theodor Fiedor und seiner Frau Amalie gegründet, das international bekannteste Produkt sind immer noch die Marienbader Oblaten. Nach der Wende in Besitz von Danone, 2007 an Kraft Foods weiterverkauft) ist Orion der wichtigste Süßwarenhersteller in Tschechien. Die Fabrik bot in ihren Hochzeiten bis zu 800 Menschen Arbeit, sie überstand den Ersten Weltkrieg, die deutsche Okkupation, den Zweiten Weltkrieg, den Kommunismus, die Samtene Revolution – zunächst.
Es gibt alte Filme der Schokoladenfabrik – knisterndes Schwarz-Weiß, manchmal kann man kaum etwas erkennen, und dann doch wieder: die riesige langgestreckte Fabrik, der kurze knubbelige Backstein-Schornstein (was muss es überall hier gut gerochen haben!). Und dann die Akkordarbeit – Frauen, die in langen Reihen Pralinenschachteln füllen – ein Ort, an dem Freude und Leid, Lust auf Feierabend und Wadenkrämpfe sich seltsam vermengt haben müssen. Kein Ort, der nur zur Nostalgie einlädt, aber ein interessanter Ort, ein Prager Ort – die Schokolade ist ja nicht vom Himmel gefallen, auch wenn der Name dies nahelegt.
Doch 1991 wurde Orion vom Schweizer Marktriesen Nestlé aufgekauft. Es wurden Hunderte von Leuten entlassen – anstatt in die wunderbare alte Fabrik, die den Pragern eine Art Identitätsgefühl zu vermitteln mochte, zu investieren, baute Nestlé lieber in Mähren eine neue Fabrik auf: Dort liegen die Gehälter nämlich um ein Drittel niedriger als in Böhmen. Aus Schweizer Sicht ist das wohl alles eine Suppe: Böhmen, Mähren, alles irgendwo mal unter Habsburger Krone gewesen, wieso sollte es da Befindlichkeiten geben? Man war schließlich nicht nach Singapur abgewandert. Über Orion liest man auf der englischsprachigen Website von Nestlé: „In 1991 its market position was further strengthened after the Nestlé acquisition.“ Das erinnert mich an einen befremdlichen Vorfall aus den Schweizer Landen: Ich war mit dem „Grenzgänger“-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung mehrere Wochen in Rumänien. Dort lernte ich Maria, eine sehr nette Germanistin, kennen. Sie erzählte mir, dass sie ein halbes Jahr in der Schweiz studiert hätte. Aber sie hätte es dort nicht leicht gehabt. Die größte Schweizer Bank, die Credit Suisse, weigerte sich, ihr ein Konto zu eröffnen. Die Begründung lautete: Bei uns darf niemand aus der ehemaligen Sowjetrepublik ein Konto eröffnen. Das ist so eine Regel bei uns. Abgesehen davon, was man von solch einer Millionen von Menschen a priori diskriminierenden Regel halten mag: Rumänien ist nun mal keine ehemalige Sowjetrepublik. Das jedoch glaubte niemand Maria bei der Credit Suisse. Über Monate gab es kein Konto. Schließlich hat sie sich, langsam verbissen von dem Wunsch, ernst genommen zu werden, Gehör zu finden, bis zum Vorstand der Credit Suisse, hochbeschwert: Erst da gab es einen Menschen, der einen Atlas aufschlug und staunend nachlas, was Maria die ganze Zeit gesagt hatte: Rumänien ist keine ehemalige Sowjetrepublik. Nun durfte sie, gen Ende ihres Stipendienaufenthalts, doch noch ein Konto eröffnen. Wenn ich mir eine der vielen, oft etwas drögen Kulturveranstaltung über die Einheit Europas etc. anhöre, nicht selten muss ich auch selber auf solch einem Podium sitzen, dann denke ich nicht selten an dieses vielsagende Erlebnis.
In meiner Recherche über Orion – die, das will ich nicht verheimlichen, auch viele köstliche, genussreiche Momente beinhaltete – man muss den Gegenstand, über den man schreibt, schließlich kennen – las ich natürlich auch die Website von Nestlé durch. Erst einmal: Kompliment an die Gestalter. Nestlé lässt Marktplatz-Atmosphäre entstehen, man denkt, man würde sich ausschließlich mit gesunden roten und grünen und gelben Produkten, wie Mutter und Vater Natur sie liefern, beschäftigen. Es gibt auch eine „Ernährungspyramide“, in der einem erklärt wird, was man tun und lassen sollte – und, hier stimme ich ganz mit Nestlé überein – ein Riegel am Tag schadet nicht (es sei denn – das schreibe jetzt ich und nicht Nestlé – man sei darauf erpicht, super schlank zu sein. Aber von solchen lustfeindlichen Vorstellungen habe ich schon vor einiger Zeit Abstand genommen).
Doch, was sah ich da? Orion wurde von Nestlé stiefmütterlich behandelt. Obwohl ich hier in Prag in den Läden schon an die 15 Sorten probiert hatte, finden sich auf der Site von Nestlé nur drei (!) Produkte.
Ich beschloss also gleich, mich mal bei Nestlé zu beschweren.
Ihre Nachricht:
Thema: Sonstige Fragen
Nachricht: Auf Ihrer Website sind nur drei Produkte von ORION zu finden.
Ich bin derzeit gerade aus beruflichen Gründen in Prag und habe hier
schon ungefähr 10 verschiedene Produkte von ORION gekauft – warum sind
diese nicht auf der Website zu finden?
Mit freundlichen Grüßen,
Tanja Dückers
Und hier die umgehend erfolgte Antwort:
Sehr geehrte Frau Dückers,
vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse an Nestlé Produkten aus Tschechien.
Wir freuen uns, dass die Produkte von ORION Sie so begeistert haben. Diese Produkte werden in Deutschland nicht vertrieben. Auch auf unserem neuen Nestlé Marktplatz finden Sie nur eine kleine Auswahl ORION Produkte. Es werden immer nur einige ausgewählte Produkte angeboten, die auch im Ausland erhältlich sind. Alle Produktvarianten von ORION sind noch nicht dabei. Bitte haben Sie Verständnis dafür.
Sie haben weitere Fragen? Wir sind montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 069-6671-3222 für Sie da.
Besuchen Sie uns doch bald wieder unter www.nestle-marktplatz.de! Wir wünschen Ihnen noch viel Spaß beim Entdecken, Shoppen und Mitmachen auf dem Nestlé Marktplatz.
Freundliche Grüße
Ihr Nestlé Marktplatz Team
Christiane Horn
House of Nestlé GmbH
Das reichte mir nicht – ich schob noch hinterher:
Liebe Frau Horn,
vielen Dank für Ihre rasche Antwort.
Leider finde ich diese jedoch inhaltlich nicht zufriedenstellend: als an Nestlé-Produkten interessierte Kundin möchte ich doch alle Produkte
auf der Website des Unternehmens kennenlernen und nicht nur eine willkürliche Auswahl.
Es geht nicht darum, welche Produkte nur in Deutschland vertrieben werden – ich lebe zwar in Berlin, reise aber – wie sehr viele Berufstätige
heutzutage – dauernd und möchte eben via Internet erfahren können, welche Produkte in toto Nestlé vertritt (bin gerade dienstlich in Prag).
Ich hätte gern eine vollständige Wiedergabe der verschiedenen ORION-Schokoladen. Das ist im digitalen Zeitalter von einem Marktriesen wie Nestlé
nicht zuviel verlangt.
Mit freundlichen Grüßen,
Tanja Dückers
Daraufhin habe ich tatsächlich auch umgehend eine Antwort erhalten:
Sehr geehrte Frau Dückers,
vielen Dank, dass Sie sich nochmals an uns gewandt haben.
Sie sind mit unserer Antwort nicht zufrieden. Das tut uns leid.
Durch Ihre vielen Auslandsaufenthalte kommen Sie in den Genuss von Nestlé Produkten, die in Deutschland nicht angeboten werden. Ihr Interesse an Nestlé Produkten freut uns sehr.
Weltweit werden von Nestlé in ca. 90 Ländern Produkte produziert und vertrieben. Allein in Deutschland befinden sich zwischen 6000 und 8000 Produkte auf dem Markt.
Sie haben Recht, im digitalen Zeitalter ist sehr viel möglich. Allerdings ist es nicht möglich, alle aktuell weltweit angebotenen Produkte aufzuführen und diese Daten auch zu pflegen. Dafür haben Sie sicher Verständnis.
Es ist uns wichtig, dass Sie sich direkt mit uns in Verbindung setzen. Auch wenn wir Ihre Erwartungen heute nicht erfüllen konnten.
Sie haben weitere Fragen? Wir sind montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 069-6671-3222 für Sie da.
Besuchen Sie uns doch bald wieder unter www.nestle-marktplatz.de! Wir wünschen Ihnen noch viel Spaß beim Entdecken, Shoppen und Mitmachen auf dem Nestlé Marktplatz.
Freundliche Grüße
Ihr Nestlé Marktplatz Team
Christiane Horn
House of Nestlé GmbH
Das ist der neue Zeitgeist der Umarmung des Feindes (und wenn man sich zu ihm herunterbeugen muss, weil er so klein ist). Man ist bei Nestlé „traurig“, dass die Nervensäge Dückers „nicht zufrieden“ ist. Und gleichzeitig stellt man heraus, wie riesig und gewaltig das eigene Unternehmen doch ist. Aber, ich bleibe dabei, wenn man SO riesig ist (und so viel Geld hat), warum kann man dann nicht statt drei Orion-Produkten zehn Produkte auf der Website präsentieren? Aber es hat keinen Zweck noch einmal zu schreiben, ich würde sicher wieder nur eine supernette Antwort von jemandem bekommen, der eine Schulung in Sachen „Kundendialog“ erhalten hat. Trotzdem werde ich von nun an alle paar Monate mal auf die „Marktplatz-“Seite von Nestlé schauen, ob sich in Sachen Orion nicht doch etwas getan hat.
Die Geschichte von dem Orion-Aufkauf durch Nestlé, mit dem ich mich hier in Prag unter Anderem beschäftigte, erinnerte mich wieder – auch wenn diese Geschichte ganz anderes ist – an die Aufgabe der Milka-Fabrik bei mir um die Ecke in Berlin-Neukölln, ebenfalls kurz nach der Wende. Diese Milka-Fabrik war die modernste Schokoladenfabrik Europas gewesen, und doch schloss sie schon nach vier Jahren und nach sehr hohem Investitionsaufwand wieder ihre Pforten: 130 Menschen verloren ihre Arbeit. Den Spruch, mit dem Milka allerorts warb: „Die schönsten Pausen sind lila“ fanden die Entlassenen nicht mehr lustig. Sie hatten vorher pro Jahr 20.000 Tonnen Schoko-Erzeugnisse – über 500 Millionen (!) Riegel – produziert. Der Pressesprecher von Kraft Jacobs Suchard (zu diesem Unternehmen gehört Milka) erklärte damals, dass man, als man die Verträge unterschrieben hatte (Ende der 80er Jahre), ganz andere Bedingungen vorgefunden hatte als dann in den frühen Neunzigern, nach der Wende: Die Berlin-Zulage sei weggefallen, das machte das ganze Unterfangen wesentlich teurer und weniger lukrativ. Doch diese war damals ein ausschlaggebender Punkt gewesen. Und ferner sei kein nennenswerter Zuwachs mehr an der Konsumption von Schokoriegeln festzustellen gewesen. Und: Der Export nach Osteuropa sei auch nicht so expandiert wie man sich das vorgestellt hatte! – Als ich das nun las, dachte ich gleich: Da sind eben einige Mittelosteuropäer bei ihren Hausmarken geblieben und kaufen dann doch eher den halb so teuren Orion-Riegel als den weiß Gott nicht besser schmeckenden Nussini-Riegel aus dem Hause Kraft Jacobs Suchard. So hängen die Dinge dann doch miteinander zusammen.
© Tanja Dückers, Prag, im September 2012