Newsletter 1/2024, Song and Soup, Aleksandar Tisma, Edition Künstlerdorf..

Cadé + Kulturverein Krokodil in Belgrad, Foto: Tanja Dückers

­Das neue Jahr kann in vielerlei Hinsicht eigentlich nur besser als das alte werden, wobei die Nachrichten mich bisher nicht sonderlich optimistisch stimmen.

Viel anzukündigen gibt es für den Januar nicht, weil ich unter den gegebenen Umständen nach Antons Ableben kaum Zeit zum Schreiben und Publizieren finde. Aber ich mache gern auf einen Abend rund um Aleksandar Tišma im neuen Buchhändlerkeller, mitorganisiert von „Sinn und Form“, aufmerksam sowie auf eine Veranstaltung in der REH, in der es einen Quiz und Preussisch-süß-Tafeln zu gewinnen gibt. Ferner habe ich wieder großartige Bücher von tollen Kolleginnen und Kollegen gelesen, die ich weiter unten empfehle. Und ohne Schokoladen-Tipp endet bei mir kein Newsletter.

Liebe Grüße und ein besseres Jahr 2024 wünscht

Tanja

Termine

Freitag, 19. Januar 2024, 19.30 Uhr, Song and Soup

Veranstaltung mit Suppe – und Schokolade. Organisiert von Wolfgang Tschegg, Musikpädagoge, Musiker und Autor.
Neben Akustischem wird es einen Quiz über Berlins Stadtteile geben, der Gewinn sind jeweils die passenden Schokoladentafeln von Preussisch süß.
Ich werde selber aller Voraussicht nach leider nicht dabei sein können.

REH (Raumerweiterungshalle), Kopenhagener Str. 17, 10437 Berlin

Dienstag 23. Januar 2024, 20 Uhr, Lesung und Gespräch

Wiedergelesen: Aleksandar Tišma (1924 – 2003) zum 100. Geburtstag

Tanja Dückers, Gernot Krämer und Achim Engelberg erinnern in Lesung und Gespräch an den jüdisch-serbischen Erzähler und sein Werk.
Im Schatten der Zerfalls- und der Aufteilungskriege Jugoslawiens erschienen in den 1990er Jahren nicht nur in Deutschland zahlreiche Bücher des jüdisch-serbischen Erzählers. Er füllte Säle, war Kandidat für den Literaturnobelpreis. Viele seiner sind Themen tagesaktuell, und seine ästhetischen Positionen harren einer Neuentdeckung wie auch von ihm gestellte Fragen: Welche Folgen haben Krieg und Vertreibung? Wann beginnt und wie wirkt Antisemitismus? Wie und warum verschwinden manche kosmopolitischen Städte plötzlich einfach von der Landkarte?
Zusammen mit dem befreundeten Danilo Kiš schrieb Aleksandar Tišma Novi Sad, Hauptstadt der serbischen Vojvodina, in die Weltliteratur ein. Die fünf Bücher „Der Gebrauch des Menschen“, „Das Buch Blam“, „Schule der Gottlosigkeit“, „Treue und Verrat“ und „Kapo“ bilden sein Hauptwerk. Auf Deutsch liegen sie in der Übersetzung von Barbara Antkowiak beim Hanser Verlag vor. Die letzte Veröffentlichung Aleksandar Tišmas im deutschsprachigen Raum war 2021 die Autobiographie „Erinnere Dich ewig“.

Tanja Dückers ist Schriftstellerin und Publizistin auf den Feldern Prosa, Lyrik, Essay und Kinderbuch. 2018 hat sie mit einem Stipendium des Goethe-Instituts in Belgrad gelebt.
Gernot Krämer ist Redakteur von SINN UND FORM. Deren Heft 1/2024 enthält ein Gespräch, das Achim Engelberg kurz vor Aleksandar Tišmas Tod mit ihm geführt hat.
Achim Engelberg ist Publizist, Kurator und Herausgeber. Zuletzt erschien von ihm 2021 das literarische Sachbuch „An den Rändern Europas“, das sich auch Aleksandar Tišma widmet.

In Kooperation mit SINN UND FORM. Freunde des Buchhändlerkellers e.V., ab 1.1.2024: Künstlerhof Alt Lietzow, Alt Lietzow 12, 10587 Berlin-Charlottenburg
Eintritt: 7 / 4 Euro

Veröffentlichungen

Edition Künstlerdorf 2023, Katalog und Jahresschrift, Künstlerdorf Schöppingen
Vorstellung der für die Stadt Schöppingen im Auftrag des Künstlerdorfs angefertigte Sonder-Edition Schöppingen

Weissbooks Verlag, Frühjahrsprogramm 2024
Tanja Dückers über Maxi Obexers neuen Roman „Unter Tieren“

Über Tanja Dückers / Preussisch süß

BuchMarkt News:

Berlin: „Wieder Antisemitismus – Worte wider den Antisemitismus“ in der Staatsbibliothek

Berliner Zeitung:

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/heimweh-wonach-die-volksbuehne-zeigt-solidaritaet-mit-israel-li.2164260

Lektüre-Empfehlung

Ulrike Schrimpf: Lauter Ghosts, Literatur Quickie Verlag, Hamburg 2023

Gelungener tragikomischer Debütroman über Begegnungen im digitalen Zeitalter, voller Flüchtigkeit und dem Wunsch nach felsenfestem Beieiander. Man merkt der bisher als Lyrikerin in Erscheinung getretenen Autorin an, dass sie gewohnt ist, jedes Wort dreimal zu wenden.

Aleksandar Tišma: Der Gebrauch des Menschen. DIE ZEIT, Bibliothek der verschwundenen Bücher, Hamburg 2015 (Erstveröffentlichung 1976).

Ein großartiger, europäischer, zutiefst humanistischer Roman über vier junge Menschen aus Novi Sad und ihre Lebenswege im und nach dem Zweiten Weltkrieg – nichts für schwache Nerven. Sollte man nicht vorm Einschlafen lesen…eher hingegen diese Gedichte:

Uwe-Michael Gutzschhahn. Der Name des Glücks. Gedichte. Mit Zeichnungen von Manfred Schlüter. Elif Verlag, Nettetal 2023

Eine wunderbare Sammlung an neuen Gedichten von einem der bekanntesten und besten (Kinder-)Lyriker Deutschlands. Die Kapitel („Nachtgedichte“, „Taggedichte“, „Herzgedichte“ „Lärmgedichte“, Spielgedichte“) stecken voller Überraschungen. Scheinbar klassischen Reimschemata (AA-BB oder AB-AB) nimmt UMG durch leichtfüßige, lockere Sätze und originelle Einfälle jegliche Strenge. Sprachspielerisches und Absurdes fehlt bei ihm nie.

Ein Beispiel gefällig?

Der Mann im Baum

Im Garten lebt im Baum ein Mann,
der wie Vögel fliegen kann.

Du sagst, mein, das gibt es nicht,
der ist ja kein Leichtgewicht.

Du sagst, so ein Mann stürzt ab,
flügellahm und viel zu schlapp.

Bricht sich Kopf und Hals und Kragen!
Schade, denn an manchen Tagen,

wenn ich aufwach, halb im Traum,
seh ich ihn in unserem Baum.

Würde so gern mit ihm tauschen
und dem Blätterrauschen lauschen.

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